Sind Sie vorbereitet?
Die Auswirkungen der Rohstoffknappheit, die damit verbundenen Preissteigerungen sowie lange Lieferfristen sind aktuell bestimmendes Thema vieler produzierender Unternehmen in Deutschland. Die Auswirkungen sind bereits beim Endkunden deutlich spürbar und werden in den Medien regelmäßig diskutiert. Doch was sind die Gründe der Knappheit und vor allem die Auswirkungen auf die Unternehmen? – und wie kann das Unternehmen sich auf solche Situationen vorbereiten und rechtzeitig Gegenmaßnahmen ergreifen?
Die Gründe der Rohstoffknappheit sind vielseitig, lassen sich jedoch zu einem großen Teil auf die Covid-19 Pandemie zurückführen. Viele Minen und Produktionsstätten wichtiger Rohstoffe und Vorprodukte der weltweiten Wirtschaft sind aufgrund eingebrochener Nachfrage, Vorgaben der Politik oder fehlender Arbeitskräfte heruntergefahren worden. Transportketten wurden unterbrochen, Häfen aufgrund von Corona-Ausbrüchen gesperrt und vorhandene Frachtkapazitäten sind für die weltweite medizinische Versorgung priorisiert worden. In Asien fehlen Leer-Container für weitere Warensendungen nach Europa und andere Regionen. Die Transportkapazitäten im Luftverkehr, die im Frachtraum von Passagiermaschinen vorgehalten wurden, sogenannte Belly-Cargo Kapazitäten, sind aufgrund von Flugverboten und Grenzschließungen weggefallen. Neben den verringerten Produktionskapazitäten im Rohstoffsektor sind die gestiegenen Transportkosten ein weiterer Grund für die angespannte Lage. Die anhaltende Unsicherheit am Weltmarkt begrenzt ein Wiederhochfahren sämtlicher Kapazitäten, welches die Situation deutlich entspannen würde. Zusätzlich zu der Angebotsknappheit ist die Nachfrage nach Rohstoffen in Asien und den USA gestiegen, was die Liefersituation in Europa weiter verschärft. Neben der von Corona ausgelösten Situation setzen Ereignisse wie die Havarie des Containerschiffs Ever Given im Suezkanal die Lieferketten weiter unter Druck, die Auswirkungen der Blockade sind bis heute in den Warenströmen zu spüren.
Während die Bauindustrie mit der Verknappung von Stahl und Holz kämpft und Baustellen in Verzug kommen, fehlt es der Chip- und Halbleiterindustrie an wichtigen Rohstoffen wie Aluminium und Kupfer. Lieferketten sind so stark unterbrochen, dass es in der deutschen Autoindustrie aufgrund fehlender Halbleiter zu Produktionsstopps und Kurzarbeit kommt.
Auch die Vorprodukte der Kunststoffproduktion, die Bestandteil der Erdölraffination sind, erleben eine starke Verteuerung. Die geringere Nachfrage nach Kraftstoffen, eingeschobene Anlagenwartungen und Produktionsausfälle aufgrund von höherer Gewalt wirkt sich auch auf alle Industrien aus, die auf die Nebenprodukte der Raffination angewiesen sind.
Die Unternehmen in Deutschland bekommen die Auswirkungen in Form von Materialteuerungszuschlägen, Rationierung der Liefermengen und längeren Lieferzeiten zu spüren. Einige Lieferanten haben sogar „Force Majeure“ gemeldet, wodurch sie von bestehenden Liefervereinbarungen befreit werden, was die Planungssicherheit in der Materialbeschaffung noch unsicherer werden lässt.
Die Vorfinanzierung der teureren Rohstoffe muss sichergestellt werden. Rationierte Liefermengen führen von Produktionskürzungen bis hin zu Produktionsstopps, was sich wiederum auf den Personalbedarf auswirkt. Überstundenabbau, Minuskonten oder Kurzarbeit werden relevant und müssen vorbereitet werden. Fixkosten können aufgrund der geringeren Auslastung nicht vollständig gedeckt werden und lösen weitere Finanzierungsbedarfe aus.
Die Liefertreue gegenüber den eigenen Kunden ist gefährdet. Proaktive Ansprachen sind notwendig, um evtl. Vertragsstrafen vorzubeugen und die Materialteuerungszuschlägen und gestiegene Frachtkosten der eigenen Lieferanten sollten - soweit möglich - kurzfristig an die Kunden weitergereicht werden.
Die Rohstoffknappheit führt zu einer Vielzahl an Aktivitäten – ein gutes Management, Transparenz und Weitsicht sind gefordert, um die Situation zu beherrschen.
Einen 100%-igen Schutz wird es nicht geben, aber man kann sich auf solche Situationen gut vorbereiten. Entscheidend sind klar definierte Prozesse, Backup-Pläne und eine gesicherte Information zur Finanzsituation des Unternehmens.
An diesem Beispiel wird wieder einmal deutlich, wie wichtig es ist eine fundierte Unternehmensplanung zu haben, in der man die neue Rohstoffsituation einfließen lässt, die geringere Auslastung der Produktion bewertet und einplant sowie die sich daraus ergebene Liquiditätssituation ableitet. Der Schlüssel ist eine integrierte Unternehmensplanung. In diesen kritischen Phasen bietet es sich an, zusätzlich eine wochenweise Liquiditätsvorschau aufzusetzen, um kurzfristige Unterdeckungen frühzeitig erkennen und entsprechend gegensteuern zu können. Die Erfahrung zeigt, mit Weitsicht und gut vorbereiteten Unterlagen sind Banken auch in dieser angespannten Situation bereit, temporär Betriebsmittellinien auszuweiten und Unternehmen durch diese vorrübergehende Anspannung zu helfen. Eine gute Planung vermittelt Glaubwürdigkeit und Vertrauen, weil sie mit harten Fakten die Kapitaldienstfähigkeit des Unternehmens dokumentiert.
Ein weiterer Baustein ist eine gut aufgestellte Organisation und vorbereitete Backup-Pläne. Eine frühzeitige Abwägung der Marktlage durch den Einkauf ermöglicht es, Lagerbestände als Reserve aufzubauen, Kapazitätsausfälle beim Hauptlieferanten auf Sekundärlieferanten umzuleiten und Alternativrohstoffe zur Aufrechthaltung der Produktion in der Hinterhand zu haben. Ebenfalls sind Programme zu Kurzarbeit und Mitarbeiterkommunikation vorzubereiten, um auch bei kurzfristigen Reaktionen das Team an Bord zu behalten.
Sind Sie auch von der Rohstoffknappheit betroffen? Fühlen Sie sich mit Ihrer Organisation vorbereitet? Ist Ihre Finanzabteilung in der Lage, auf Krisen wie diese zu reagieren und kurzfristig die Situation bewerten zu können? Konnte Ihr Einkauf in der aktuellen Situation Alternativen aufzeigen? Wir von DRESEN MALL agieren regelmäßig in Situationen, in den schnelles und fundiertes Handeln gefragt ist.
Wir freuen uns auf Ihre Meinung zu dem Thema.